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Der Kaninchen-Boxenstall im Garten mit Obstbäumen und Gemüse, ein idyllisches Bild, welches viele noch aus ihrer Kindheit kennen. Einst ging es wirklich darum, die eigene Küche aufzuwerten, weil vieles kaum verfügbar oder zu teuer war. Im Herbst wurden sogar die Äpfel für Apfelsaft gesammelt oder Kirschen eingemacht. Kartoffeln landeten im kühlen Keller oder einer Erdmiete. Was für die Kinder ein Riesenspaß ist, war für die Erwachsenen viel Arbeit nach der eigentlichen Arbeit. Von solchen kargen Zeiten sind wir noch entfernt, wie lange noch?
Kaninchen werden als Kleintiere in Wohnsiedlungen geduldet, machen keinen Lärm und sind unter guten Haltungsbedingungen genügsam. Sie ließen sich sicherlich auch ohne großen Garten halten. Doch aus diesem soll immerhin ein Teil des Futters stammen und der kompostierte Mist zum Dünger werden. Wer in der Stadt keinen großen Garten hat, findet vielleicht einige unbelastete Grünflächen in Randzonen oder Industriegebieten?
Für die Verdauung und den Zahnabrieb ist es am besten, wenn Kaninchen täglich frische Wiese bekommen. Diese lässt sich mähen und mitnehmen, selbst im Winter. Bleibt die Wiese nämlich im Herbst lang, lässt sie sich Stück um Stück schneiden. Es dürfen aber keine Giftpflanzen zu Heu werden, da sie dann nicht mehr bitter schmecken.
Ist die Kleintierhaltung als Krisenvorsorge sinnvoll?
Kaninchen machen einem jeden Tag etwas Arbeit, verursachen ein paar Kosten und benötigen Platz. Wäre das in einer Krise nicht hinderlich? Das kommt auf die Krise an. Müssten wir nur einige Tage oder Wochen aushalten, helfen uns einige Kaninchen kaum aus dem Schlamassel. Auch dann, wenn wir über Nacht unser Bündel packen und gehen, bringen Kleintiere im Garten keinen Vorteil.
Es ist wie zu den Zeiten unserer Urgroßeltern, dass der Gemüsegarten mit Kleintieren in kargen Zeiten die Küche aufbessert. Wenn es nichts zu kaufen gibt oder es schmerzhaft teuer ist, schmeckt einem das Kaninchen erst richtig gut.
Wissenswert ist, dass wir Menschen, aber auch Schweine und Hühner nicht alle Aminosäuren aus Grünfutter und Getreide aufbauen können. Essenzielle Aminosäuren müssen wir zuführen, weswegen Hühner im Kraftfutter fast immer auch Soja und ansonsten andere Hülsenfrüchtler haben. Genau dieses Futter ist in der Krise vermutlich sehr teuer. Kaninchen, Schafe, Ziegen, Kühe oder Pferde können alles allein aus Grünfutter aufbauen und sind in diesem Punkt gegenüber Hühnern und Schweinen überlegen.
Ein paar Hühner für frische Eier sind eine tolle Bereicherung. Wer jedoch regelmäßig Fleisch auf dem Tisch wünscht, sollte vielleicht auch einige Kaninchen als Krisenvorsorge einplanen. Diese müssen immerhin nicht alle zeitgleich in die Küche wandern.
Ideale Voraussetzungen für Kaninchenhalter:
– Lieferanten für weiches Heu und staubarmer Einstreu
– erreichbare Wiese für frischen Wiesenschnitt
– Boxenstall und Buchtenstall für Alt- und Jungtiere
– Kaninchenweide unter Obstbäumen
– Gemüsegarten oder Lieferant für Knollengemüse
– jeden Tag etwas Zeit für die Fütterung und Hygiene
– handwerkliches Geschick für laufende Wartungsarbeiten
– harte Nerven für die Schlachtung
– befreundete Züchter für den Tausch von Zuchttieren
Kaninchenhaltung mit kleinem Garten
Perfekt wäre es, eine Streuobstwiese in mehrere Wiesenabschnitte einzuzäunen. Ein 2 Meter Maschendraht kann zu 75 cm flach auf dem Boden liegen und zu 1,25 Meter aufrecht stehen, schon gibt es den nötigen Buddelschutz. Buddeln die Kaninchen dennoch in Zaunnähe, wird ihnen ein Stein in das Loch gelegt, schon kommen sie nicht weiter.
Bäume, Sträucher oder auch Dachplatten dienen als Schutz vor Sonne und Greifvögeln, die Grasnarbe als Futter. Kaninchen brauchen außerdem die Bewegung, weswegen selbst ein kleiner Auslauf besser als keiner wäre. Ist dieser jedoch sehr klein, sollten die Kaninchen nur für einige Stunden nach dem Füttern raus.
Theoretisch ginge auch eine eingezäunte Terrasse, um hier das Frischfutter zu geben und für Bewegung zu sorgen. Die Kaninchen können aus einer zu kleinen Wiese jedoch keine Schlammsule machen. Sie mümmeln wenigstens im Freien, was zugleich der Hygiene dienlich ist. Einmal mit dem Besen oder Wasserschlauch über die alten Terrassenplatten, schon ist alles sauber. Wichtig bleibt die Deckung gegen Sonne und Greifvögel.
Neben dem täglichen oder gelegentlichen Auslauf benötigen Kaninchen eine Unterkunft, die vor Wind und Wetter schützt und im Winter wenigstens etwas dämmt. Ohne täglichen Auslauf müssen die Tiere auch wegen der Hygiene etwas mehr Platz haben. Perfekt ist es in jedem Fall, die nassen Stellen täglich zu säubern und frisches Futter und Wasser zu geben.
Kaninchen verstehen
Kaninchen eignen sich überhaupt nicht für die kommerzielle Tierhaltung. Sie wollen immer den Himmel sehen und mit einem Satz in Deckung sein. In einigen Ländern sind bereits geschlossene Aufzuchtboxen verboten, diese müssen nach oben offen bleiben.
Auch wenn sich Kaninchen auf einer Weide sehr gut mit Hühnern, Schafen, Ziegen oder anderen friedlichen Tieren verstehen, streiten sie untereinander um den Rang. Sie brauchen also Platz, Rückzugsorte und für den Ernstfall Einzelquartiere. Eigentlich dürfen gesellige Kaninchen nicht allein leben und sollen immer wenigstens einen Partner haben. Ausnahmen sind tragende und säugende Häsinnen.
Das eigentliche Problem sind jedoch geschlechtsreife Böcke, da diese sehr viel Fläche bräuchten, um einander aus dem Weg zu gehen. Wer seine Kaninchen also aufzieht, sollte die Böcke zuerst schlachten und nur Zuchtböcke über den Winter bringen.
Die Unterkunft für Kaninchen
Beengte Boxenställe sind für Kaninchen alles andere als artgerecht. Selbst mit etwas mehr Platz ist es für die bewegungsfreudigen Tiere eine Zumutung. Wenigstens für die Aufzucht der Jungtiere sollte es offene Buchten in einem Nebengebäude geben. Im Idealfall führt eine Klappe direkt zum Weideabschnitt, die über Nacht sicher schließt. Die gesamte Stallung muss immerhin vor Fuchs und Marder schützen.
Im offenen Buchtenstall können auch die weiblichen Tiere überwintern, wenn sie sich miteinander verstehen. Leider müssen die geselligen Tiere immer erst ihren Rang auskämpfen und brauchen deswegen Rückzugsmöglichkeiten und mehrere Schlafboxen.
Die Futter- und Wasserstelle kann erhöht liegen, die Schlafboxen auch, wenn eine Rampe hinführt. Boxenställe sollen mit ihren Abteilen ebenfalls eine Schlafbox und einen offenen Bereich haben. Wenn die Häsin mit ihren Jungtieren erst noch gepflegt wird, geht einem der Platz schnell aus. Benachbarte Abteile ließen sich eventuell verbinden.
Zumindest wären zwei geschlechtsreife Böcke immer zu trennen, auch wenn sie mit in eine offene Gruppe dürften. Liebhaber kastrieren ihre Böcke, damit sie sich verstehen, das würde hier jedoch wenig Sinn ergeben.
Wird es im Winter nicht zu kalt?
Solange Kaninchen sich ab dem Spätsommer an die fallenden Temperaturen gewöhnen, überstehen sie an einer geschützten Stelle mit Schlafbox selbst Dauerfrost. Sie können viel besser mit Winterkälte, als mit Sommerhitze fertig werden. Der Auslauf oder die Stallungen dürfen sich also nicht viel weiter als 25° Celsius aufheizen, da Kaninchen schnell am Hitzschlag sterben. Im Hochsommer dürften sie also nur am frühen Vormittag raus und müssten dann in einen kühlen Stall.
Was aber passieren kann: Wegen der Kälte steigt der Nährstoffbedarf und das Futter darf etwas gehaltvoller sein.
Die richtige Fütterung für gesunde Kaninchen
Wegen der ständig wachsenden Zähne müssen Kaninchen diese unentwegt abnutzen. Viele meinen, dass sie dafür an hartem Brot, harten Ästen oder hartem Heu nagen müssen. Dabei geht es weniger um die Härte des Materials, als um die Kaugeschwindigkeit. Diese ist bei weichem Wiesengras viel höher, als bei Heu sowie verarbeitete Lebensmittel wie Brot nicht in den Futtertrog gehören.
Heu soll es ständig geben, aber weiches Heu oder Kräuterheu. Doch frisches Wiesengras sollte die Basis der Fütterung bleiben, selbst im Winter.
Gräser und Kräuter sind doch etwas mager, wie wäre es mit Körner- und Kraftfutter? Sehr schlecht, da Kaninchen Weizen und Roggen nicht gut verdauen können. Hafer und Gerste mit Spelz oder alle Hirsearten wären in kleinen Portionen geeignet. Doch Kaninchen brauchen Kraftfutter nur dann, wenn sie einen Mehrbedarf haben.
Trächtige und säugende Häsinnen, Jungtiere oder kranke Kaninchen haben einen Mehrbedarf. Besser wäre jedoch, diesen über geeignetes Knollengemüse wie Möhren, Knollensellerie, Fenchel usw. zu decken, aber keine Kartoffeln. Selbst Kohl ginge, wenn die Kaninchen sich langsam daran gewöhnen. Gerade Möhrengrün, Salatreste, Apfelreste oder Kräuter werden gerne angenommen.
Wichtig bleibt, dass Kaninchen nicht nur Knollengemüse, sondern als Basis Wiese oder Heu erhalten. Sie brauchen die Rohfaser für ihre Verdauung. Doch lagerfähiges Knollengemüse und kleine Portionen mit geeigneten Saaten sind eine sinnvolle Ergänzung.
Zu beachten bleibt, dass Kaninchen langfaserige Futterpartikel direkt ausscheiden und die kurzfaserigen in den Blinddarm leiten. Hier schließen sie diese auf und geben Blinddarmkot ab, den sie fressen. Weil diese Blinddarmbakterien träge reagieren, sollen Futterumstellungen immer langsam erfolgen. Es kann sonst zu schweren Verdauungsbeschwerden kommen.
Kaninchen schlachten
Keiner freut sich auf den Tag, an dem er seinen kleinen Zöglingen das Fell über die Ohren zieht. Hatten die Tiere eine gute Zeit, sind sie einem um diese dennoch dankbar. Zumindest ist die private Schlachtung erlaubt, solange die Kaninchen nicht weitergegeben werden. Sonst wäre ein Sachkundenachweis und Schlachtraum die Voraussetzung.
Auch schreibt der Tierschutz eine Betäubung vor. Am einfachsten wäre, einmalig ein passendes Bolzenschussgerät zu kaufen. Das Kaninchen wird auf einen Tisch gehoben, an den Ohren gehalten und im ruhigen Moment wird das Bolzenschussgerät auf den Schädel gehalten. Die Nerven zucken noch, das Kaninchen merkt aber nichts mehr. Sitzt die Betäubung nicht, soll eine Holzkeule bereitliegen, um es mit einem Schlag auf den Kopf zu beenden.
Unmittelbar nach der gelungenen Betäubung werden die Halsschlagadern zum Ausbluten mit einem scharfen Messer geöffnet. Das Blut soll direkt aufgefangen werden. Erst dann, wenn der Tod einsetzte, wird dem Kaninchen an den Hinterläufen das Fell durchtrennt, um es aufzuhängen. Mit Schnitten von den Hinterläufen zum Bauch geht es weiter, um schließlich das Fell abzuziehen. Kopf und Pfoten können jetzt oder später abgetrennt werden.
Die Bauchdecke wird erst jetzt geöffnet, um die Därme und Organe zu entnehmen. Nebennieren, Galle, Magen, Hoden und Darm sind Abfälle. Diese sollen unverletzt entnommen werden, um mit ihrem Inhalt nicht das Fleisch in Mitleidenschaft zu ziehen. Hatte das Tier einen Tag vor der Schlachtung kein Futter, ist das Ausnehmen angenehmer. Lunge, Herz, Nieren und Leber eignen sich für den Verzehr.
Wohin mit den Resten? Nur wenig davon zählt als haushaltsüblicher Restmüll, es müsste eigentlich fachgerecht entsorgt werden. Wer einen großen Hund parat hat, kann es diesem geben und spart an den Futterkosten.
Wer die schönen Tiere sieht und das liest, versteht direkt, dass eine Anleitung nicht ganz reicht. Besser ist es, wenn die ersten Male jemand mit Erfahrung aushilft.
Kleintiere als Fleischquelle
Kleine Kaninchen lassen sich besser portionieren als ein ganzes Schwein. Nicht nur das, sie lassen sich auch besser in einen überschaubaren Garten integrieren. Das Gleiche gilt für Hühner, die sich zusammen mit Kaninchen auf einer Weide wohlfühlen. Wenn einem jedoch das Futter ausginge, lassen sich die Bestände reduzieren, um einen Zuchtstamm überzuhalten.
Wie bei der Hühnerhaltung gibt es auch bei den Kaninchen viele verschiedene Rassen, von ganz klein bis ganz groß ist alles dabei. Robuste mittelgroße Rassen mit glattem Fell und stehenden Ohren sind zu bevorzugen. Diese brauchen keine großen Futtermengen, haben aber eine gute Futterverwertung. Die Ohren hängen nicht vor den Augen und die Kaninchen finden Deckung, wenn ein Raubvogel kommt. Sie sind mit glatt anliegendem Fell zugleich einfacher zu pflegen als ein Angora-Kaninchen. Eine empfehlenswerte Rasse wären deswegen Hasenkaninchen, welche auch häufig für Hybride mit noch mehr Leistung eingekreuzt werden. Wie in jeder Tierzucht sind gelegentlich Zuchttiere mit befreundeten Züchtern zu tauschen.
Solange man nicht von heute auf morgen die Koffer packen muss, sind Kleintiere als Fleischquelle für die Krisenvorsorge sinnvoll. Es ist nicht einmal nötig, seine Kapazitäten auszulasten. Man kann diese ausbauen und zum Teil verwenden. Wer die Tiere hat, kann immerhin die Bestandszahlen gezielt steigern. Ist dieses noch nicht nötig, wäre jedoch der Arbeitsaufwand reduziert. Dennoch baut sich bereits ein Geschick für die Haltung der Kleintiere auf.
Text von Robert Brungert. City Prepping bedankt sich bei dem Autoren für diesen wertvollen Beitrag!