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Die japanische Legewachtel legt unter optimalen Bedingungen fast 400 Eier im Jahr, ist eng mit unseren Haushühnern verwand, aber doch anders. Genau deswegen lassen sich Legewachteln selbst in Innenräumen artgerecht halten und werden damit für alle interessant, die keinen Platz mehr im Garten haben für eine Wachtelhaltung. Bedauerlicherweise sind Wachteln anspruchsvoller in der Fütterung und benötigen neben dem Kraftfutter unbedingt frisches Grünfutter. Etwas Platz im Garten für eine kleine Kräuterwiese wäre also dennoch sinnvoll.
Japanische Legewachteln sind sehr gute Flieger, die als Fluchttiere gelegentlich panisch reagieren und aufsteigen. Dabei haben sie so viel Schwung, dass sie sich an einer harten Decke das Genick brechen können. Wer einen Innenraum mit 2 bis 3 Metern Höhe hat und 20 cm unter der Decke ein Volierennetz abhängt, löst dieses Problem bereits.
Zumindest wäre auch außen bei Wachtelhaltung ein Volierennetz nötig, wenn kein geräumiger Kaninchenstall verwendet wird. Liegt die Deckenhöhe nämlich bei unter 50 cm, können die Wachteln nicht mehr so schwungvoll abheben.
In der Außenhaltung wird es den Vögeln im Herbst zu kühl und sie legen keine weiteren Eier. Dennoch kommen sie in einem zu drei Seiten geschützten Volierenkasten mit isoliertem Rückzugsort sehr sicher durch den Winter. Wer jedoch Platz im Schuppen hat, macht mit der Innenhaltung keinen Fehler.
Die Wachtelhaltung im Nebengebäude wäre also für alle interessant, die auf die Hühnerhaltung verzichten wollen, aber noch etwas Platz haben und immer etwas Grünfutter geben können. Nur sollte keiner diese 400 Eier im Jahr erwarten, in der Hobbyhaltung ist alles über 200 Eiern bereits gut. Das wären schon rund 2,5 kg Eier von einer Wachtel, die selber nur auf gute 200 Gramm kommt.
Japanische Legewachtel – die Merkmale
– Legereife nach bereits 8 Wochen
– fühlt sich bei Innenhaltung sehr wohl
– sehr gute Futterverwertung und Legeleistung
– legen im mäßig warmen Stall mit UV-Kunstlicht auch im Winter
– Krankheiten und Parasiten stören weniger, als bei Haushühnern
– drei Zuchtlinien von guten 100, rund 200 und über 300 Gramm das Tier
– die Eier und das Fleisch sind sehr gesunde Delikatessen
– ohne tägliche Pflege und Kraftfutter geht es leider nicht
– für die Nachzucht ist ein Inkubator fast unerlässlich
– Wachtelhähne sind sehr aggressiv und stressen die Hennen
Wachteln und Hühner – die Unterschiede
Unsere gewohnten Hühnereier wiegen meistens über 50 Gramm, die Eier der japanischen Legewachtel liegen je nach Zuchtlinie bei 10 bis knapp 15 Gramm. Auch zum Rupfen wären Hühner ergiebiger, doch die japanische Legewachtel braucht nicht 4 bis 6 Monate, sondern eher 7 bis 8 Wochen, bis sie die Legereife erreicht.
Der Hahnenkampf ist vielen ein Begriff und eventuell war es diese „Unterhaltung“, der unsere heutigen Haushühner ihre Domestizierung verdanken. Doch im Vergleich zu Wachtelhähnen sind Hühnerhähne vieler Leistungsrassen noch friedlich. Außerdem freuen sich die Hennen, wenn ein Hahn zugegen ist und vor Feinden warnt. Legewachteln freuen sich hingegen, wenn kein Hahn sie stört.
Sind keine oder nur wenige Legewachteln vorhanden, gehen die Wachtelhähne zum Hahnenkampf über und kämpfen wie Kampfhühner bis zum Tod. Für den Selbstversorger ist es also noch unsinniger als bei Hühnern, die Hähne alt werden zu lassen. Mehr als ein paar Zuchthähne werden nicht benötigt und trotz des geringen Gewichts bleibt einem für den Rest nur das Rupfen über.
Auch bei der Unterbringung gibt es Unterschiede zur Hühnerhaltung. Die meisten Hühner wollen auf einer Hühnerstange schlafen, während Wachteln sich am Boden ducken und verstecken. Für die artgerechte Haltung soll es sogar Nischen geben, die durch Äste geschützt werden. Hier können die Ruhestellen oder Legenester platziert werden. Die Wachteln wollen außerdem ein etwas größeres Sandbad. Als Einstreu eignen sich z.B. Sägespäne. Weil es in der Wachtelhaltung auf die Hygiene ankommt, sollten verschmutze Stellen sogar täglich gesäubert werden, gelegentlich ist das komplette Einstreu zu wechseln.
Besonderheiten der Wachtelhaltung
Solange Legewachteln einen zugfreien und trockenen Rückzugsort haben, überstehen sie frostige Winter in der Außenhaltung. Besser wäre jedoch eine Temperatur von über 10° Celsius und im Winter ein durch Kunstlicht verlängerter Tag, damit die Wachteln länger legen. Der Trick lautet jedoch, dass im Kunstlicht auch UV-Licht sein muss, es gibt spezielle Lampen für Wachtelhalter.
Auch Wachteln wollen nie alleine leben, es sollte wenigstens eine Gruppe von fünf Hennen sein. Für diese genügt eine Grundfläche von 1,5 m², etwas mehr ist besser. Außerdem nimmt die Legeleistung ab dem zweiten Jahr bereits ab, die Lebenserwartung der Wachteln liegt ohnehin nur bei vier Jahren. Es bietet sich also die Wachtelhaltung auf 5 m² an, um im Frühjahr und Herbst jeweils 6 junge Legewachteln dazuzusetzen. Im Alter um 4 Wochen genießen diese noch einen „Welpenschutz“ und werden gut angenommen. Bei 18 Wachteln mit über 200 Eiern im Jahr wären es also 10 Wachteleier am Tag, im Sommer mehr, im Winter weniger.
Während Hühner bereits durch täglich frisches Wasser und Grünfutter profitieren, ist dieses für Wachteln oberste Pflicht. Der Wasserspender ist täglich zu reinigen, gelegentlich auch gründlicher. Genauso sollen die verderblichen Futterreste des Vortags erst raus, bevor neues Futter reinkommt. Beim Trockenfutter wären jedoch Futterspender zu wählen, bei denen das Futter nachrieselt. Denn wer über 200 Eier im Jahr legt, muss große Portionen fressen und fleißig trinken. Das bedeutet leider auch, dass reichlich Kraftfutter nötig ist. Hier ist eine passende Futtermischung zu erstellen oder zu erwerben. Die Hochleistungs-Tiere sind leider auf diese ausgewogene Ernährung angewiesen.
Genau deswegen sollte es täglich etwas von der Kräuterwiese und dem Gemüse- und Obstgarten geben. Wer einmal am Tag ein paar Büschel Halme und Kräuter ausreißt, noch zwei Salatblätter und die Reste eines Apfels gibt, hat es eigentlich schon geschafft. Aber ohne geht es nicht lange gut.
Japanische Legewachteln – woher kommen die Jungtiere?
Wer seine Wachteln nur 18 Monate pflegt und die Hähne sogar schon nach zwei Monaten rupft, braucht ständig neue Jungtiere. Auch hier unterscheiden sich Legewachteln von Hühnern: Kommen viele Hennen noch in Brutstimmung, so ist dieses bei Wachteln eine seltene Ausnahme. Sicherlich ist es eine Möglichkeit, die Eier einem anderen Vogel unterzuschieben, der auf die identischen Temperaturen kommt. Der typische Weg wäre jedoch die Kunstbrut zu wählen. Es gibt verschiedene Brutapparate, in Krisenzeiten sollten diese eine autarke Stromversorgung haben. Die Brutdauer liegt sogar nur bei 17 Tagen, dann kommen die angetrockneten Küken in eine Kükenbox. Hier soll Küchenrolle am Boden für besseren Halt sorgen sowie mehrfach am Tag für Hygiene und frisches Wasser zu sorgen ist. Auch die Wärmequelle sollte möglichst autark versorgt sein.
Zumindest ist die Brut im Inkubator für jeden möglich, der einen Hahn zu vier Hennen setzt, aber doch umständlich. Wer einen Wachtelzüchter kennt, sollte hier die Jungtiere abholen. Mit der Geschlechtsreife nach 6 bis 8 Wochen lassen sich die Hähne einfach erkennen: Wer sie auf den Rücken dreht und an der Kloake auf die Auswölbung drückt, hat bei Hähnen ein Sekret, bei Hennen nicht. Diese bilden deswegen auch die kleine Auswölbung nicht. Wenn der Züchter seine Hähne behält, bleibt einem das Rupfen erspart. Wer jüngere Wachteln mitnimmt, kann die Geschlechter allerhöchstens noch an der Gefiederzeichnung oder dem Verhalten erkennen.
Meistens wollen die Züchter ihre Hähne loswerden und geben diese sogar günstiger ab. In der Krise bleibt jedoch die Frage, ob diese Züchter noch weitermachen oder aufgeben.
Lohnt sich die Wachtelhaltung?
Viele haben beim Gemüsegarten mit ein paar Kleintieren ein idyllisches Bild vor Augen und sehen nicht die ganze Arbeit oder das Geld, was in der Ernte steckt. Ob sich die Wachtelhaltung lohnt, wäre von Fall zu Fall anders zu beantworten. Wer autark sein möchte oder Versorgungsengpässe befürchtet, sollte über eine hochwertige Proteinquelle nachdenken. Hühner oder Wachteln liefern mit ihren Eiern alle essenziellen Aminosäuren in kleinen Portionen. Die Frage lautet also, ob sich das Futter beschaffen lässt und der Platz sowie die Zeit für die Haltung reichen.
Wer sich gut organisiert, hat mit seinen japanischen Legewachteln weniger Arbeit. Kommt es wirklich zu Versorgungsengpässen, werden die Wachteleier vielleicht noch zum wertvollen Tauschgut und spielen damit auch ihre Futterkosten gewinnbringend ein.
Wer Interesse an Hühnern hat, kann gerne noch unseren Artikel zur Hühnerhaltung in der Stadt lesen.
Text von Robert Brungert. City Prepping bedankt sich für diesen wertvollen Beitrag zur Selbstversorgung.